“Philosophicum Lech 2019″/ Vorarlberg

Sonnenaufgang Widderstein © Hannes Heigenhauser Lech Zürs

25.09.2019 – 29.09.2019; Vorarlberg.
Werte der Wenigen. Die Eliten in ihren Blasen: Beim Philosophicum in Lech am Arlberg wird über Eliten und Demokratie diskutiert.

Wie steht es um das Verhältnis von Eliten und Demokratie in einer Zeit, in der die Gesellschaft in immer fragmentiertere digitale Filterbubbles zerfällt und populistische Bewegungen in vielen Ländern an die Macht gelangen? Mit diesem Thema beschäftigt sich das diesjährige Philosophicum in Lech am Arlberg.

Es ist eine der brennendsten Fragen für die Zukunft der liberalen Demokratie, wie wir sie in Europa (noch) kennen. Denn die Verlockungen für Macht- und Geldeliten, die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und die Möglichkeiten des Internets zur populistischen Meinungsbeeinflussung und Durchsetzung ihrer Interessen zu nutzen, sind groß. In vielen Ländern lässt sich heute eine Zweckallianz rechtspopulistischer Kreise mit Finanz- und Wirtschaftseliten beobachten. Mit weitreichenden Folgen für die Verteilungsgerechtigkeit und soziale Sicherheit in einer Gesellschaft und die Wahrung demokratischer Prinzipien an sich. Der Generaldirektor der Erste Bank, Andreas Treichl, hat in einem Interview mit dem Standard gemeint: “Wir müssen uns überlegen, ob unsere Demokratie in ihrer jetzigen Form noch funktionieren kann. Ich sinniere nur: Vielleicht sollten Staaten im Wesentlichen von Verwaltungsinstitutionen geführt werden.” Die Finanzeliten stellen mittlerweile ungeniert die Demokratie per se zur Debatte.

Gleichzeitig haben sich liberale Bildungseliten immer mehr in die selbstgewählte Isolation einer Unter-sich-Gesellschaft zurückgezogen und sind kaum mehr fähig, einen wirkungsvollen Dialog mit anderen Gruppen der Gesellschaft zu führen. Die “kulturelle Abschottung der Offenen und Toleranten” nennt der Philosoph und Publizist Alexander Grau dieses Phänomen, der in seinem Vortrag in Lech das Selbstverständnis und die Werte der neuen Eliten analysiert.

Von welchen Eliten sprechen wir heute überhaupt? Und wem dienen sie? Sind die politischen Eliten überhaupt noch Repräsentanten des Volkes oder sind sie nicht häufig bloß “Usurpatoren” der Demokratie, die mit Propaganda und Message Control demokratische Mechanismen nutzen, um an die Macht zu gelangen, letztlich aber nur jenen Finanzeliten dienen, die ihnen den Aufstieg an die politische Macht finanzieren? Das Ibizia-Video hat diese Thematik ja besonders drastisch illustriert. Die Eliten-Kritik, die sich daraus ergibt, richtet sich aber nicht so sehr wie früher an das Nichtfunktionieren der politischen Eliten, sondern im Gegenteil, gegen deren Funktionieren. Denn der erfolgreiche Griff dieser Allianz aus populistischen Politeliten und Finanzeliten nach der politischen Macht, den wir in vielen Ländern heute beobachten können, ist keine gute Nachricht für die repräsentative Demokratie. Mit den Hintergründen zu dieser Frage beschäftigt sich der Vortrag der Wiener Philosophin Isolde Charim beim diesjährigen Philosophicum.

Konrad Paul Liessmann, der Wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech, legt dem diesjährigen Programm eine ganz grundsätzliche Frage zugrunde: “Widerspricht die Vorstellung politischer, kultureller oder sozialer Eliten nicht überhaupt dem Konzept der Demokratie, das ja der Idee der Gleichheit, der sozialen Mobilität und dem Prinzip der Machtteilung und des Machtwechsels verpflichtet sein sollte?”

In Nobelschiort Lech am Arlberg wird man trefflich darüber diskutieren.

Die Werte der Wenigen. Eliten und Demokratie – Philosophicum Lech
25.09.2019 – 29.09.2019
Neue Kirche Lech
6764 Lech am Arlberg
www.philosophicum.com