Sanatorium Süßmilch / Francisco Carolinum, Linz

Sophia Süßmilch richtet im Linzer Francisco Carolinum ihr privates Sanatorium ein. © ÖO Landes-Kultur GmbH, Michael Maritsch

Wie schafft man es, nicht durchzudrehen in dieser Welt?“ Sophia Süßmilch sucht die Antwort im Museum. Für 30 Tage richtet sie im Linzer Francisco Carolinum ihr ganz persönliches Sanatorium ein, in dem sie in dieser Zeit auch lebt.

In einem für diesen Zweck von ihr gestalteten Ambiente erhält sie Massagen, sauniert, therapiert sich mit Ton, malt und führt Gespräche, wobei alles einem strengen Zeitplan folgt.

Süßmilch arbeitet sich in ihren Projekten oft an den großen, existentiellen Fragen der Welt ab und stellt sich selbst dabei oft als Ausgangs- und Bezugspunkt ihrer Arbeiten ins Zentrum. Wie beispielsweise in ihrem Ausstellungsprojekt „Sophia Süßmilch und das Leben nach dem Tod“, das im Sommer in der G2 Kunsthalle Leipzig gezeigt wurde.

Ihre Arbeiten sind oft Persiflagen auf den Habitus einer saturierten mit sich selbst beschäftigten Wohlstandsgesellschaft. In „15 Jahre Psychoanalyse und noch kein Gott in Sicht“, einem Ausstellungsprojekt in der Martinetz Galerie in Köln parodiert sie den mäandernden Pfad einer psychoanalytischen Behandlung in einer Midlife-Crisis-Situation. Ausgangspunkt dieses Projektes war ihre Feststellung: Der Anblick eines Fotomotivs von Niki de Saint Phalle habe ihr Leben ruiniert.

Süßmlich benutzt solche deklaratorischen Aussagen als Ausgangspunkt für Arbeiten, die in eine Mischung aus ernster Komödie und komischer Ernsthaftigkeit münden.

Das gilt auch für das Projekt „Sanatorium Süßmilch“ im Linzer Francisco Carolinum: Während ihres 30-tägigen „Sanatoriumsaufenthaltes“ lässt sie sich massieren und therapieren. Um sich von dem „Irrsinn der Welt“ zu erholen, wie sie sagt. Während der Massagen dürfen auch Gäste an 2 Stunden pro Tag unter ihrer Massageliege Platz nehmen und Gespräche mit ihr führen.

Dabei werden mit den Gesprächspart-ner:innen eine Reihe von Fragen erörtert, aus dem nichts Geringeres abgeleitet werden soll, als eine „allgemeingültige Weltformel“. Die Fragen behandeln existentielle Themen wie „Warum heute noch Kinder kriegen?“, „Welchen Platz kann Kunst heute in der Welt noch haben?“

„Ich ertrage all diese Leute nur, wenn ich dabei massiert werde“, sagt Süßmilch. Süßmilch persifliert den Eskapismus unserer Zeit. „Hier wird die Annahme karikiert, dass man die Erleuchtung erlangen kann“, hält sie augenzwinkernd fest.

Ob Süßmilch mit ihrem Vorhaben, die „allgemeingültige Weltformel“ zu finden Erfolg haben wird, bleibt offen. Mit der Antwort, die der Supercomputer Deep Thought in Douglas Adams Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ auf die „endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ gegeben hat, wird sich Süßmilch wohl nicht zufriedengeben.
Denn: Welchen Trost spendet uns die Zuflucht in die Zahl 42?

Das könnte man als Besucher:in Sophia Süßmlich ja bei einer Massage fragen.

Sanatorium Süßmilch
Francisco Carolinum Linz
10.10.2023 – 28.01.2024
www.ooekultur.at/exhibition-detail/sophia-süssmilch