“Heidrun Sandbichler” / Galerie allerArt Bludenz

Heidrun Sandbichler heißt Sie "Willkommen im Kontrollhaus".

06.09.2018 – 27.10.2018; Vorarlberg.
Überwachung und Kontrolle: Eine Arbeit zur allgemeinen Theorie der Dressur.

Das Thema der Installation Heidrun Sandbichlers ist aktuell und brisant. Es geht um Überwachung und Kontrolle. Die Systeme dazu verfeinern sich seit Jahren immer mehr und münden darin, dass George Orwells “1984” Ideen zur allgegenwärtigen Überwachung längst keine Utopie mehr sind.

Heidrun Sandbichler geht in ihrer Arbeit vom Buch “Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses” von Michel Foucault aus, in dem er sich mit der Entwicklung der modernen Strafsysteme im Europa des 18. Jahrhunderts auseinandersetzt und das Subjekt “Gefangener” mittels Macht und Wahrheitsregimen festschreibt. Daraus rezipiert sie, dass die genützten Überwachungspraktiken Handlungen sind, die längst nicht aus der Gesellschaft ausgelagert sind sondern sich auch in Fabriken, Schulen und Institutionen nachweisen lassen.

Heidrun Sandbichler heißt Sie im Kontrollhaus Willkommen

Ein Innen und ein Außen bilden die Installation Sandbichlers. Im Foyer, bereits vor dem eigentlichen Ausstellungsraum steht eine Vitrine mit dem Modell eines Gefängnisfensters, das darauf hinweist, dass man von einer Außenwelt in eine Innenwelt wechselt.

In dieser Innenwelt, dem Ausstellungsraum stehen drei Zellen aus Eisenstäben, seriell angeordnet die nur gedanklich betreten werden können. Durch die Anordnung der Stäbe entsteht ein rein optischer Wahnehmungseffekt, bei dem sich wenn man sich bewegt auch die Zellen bewegen. Steht man still steht auch die Zelle still. Möglich wird dies durch die höhenmäßige Anpassung der Zellen, die aus einem Außen- und Innenring verfügen, an die Körpermasse des Menschen.

Das Kontrollhaus ist eine Architektur, die das Verlassen der Zellen, als Ort der radikalen Isolation und Überwachung, nicht vorsieht. Ein analytischer Raum, als Modell oder Ausschnitt unserer Denksysteme und ihrer Taktik. Die Leeren Zellen sind eine Täuschung. Denn der Mensch ist nicht befreit, lediglich gläsern. Und so beginnen die Strukturen aus Eisen wie eine Maschinerie zu rotieren.

Vom Panopticus zum Panoptismus

Das Faucault, der in den 1970er/80er zu einem der meistzitierten Philosophen zählte heute immer mehr aus dem Blickfeld gerückt ist bedauert Sandbichler, da seine Arbeit eine brisante Aktualität wiedererlangt hat. Insbesondere seine Auseinandersetzung mit dem “Panoptismus” (das alles Sehende). Damit beschrieb er die zunehmend soziale Konformität des Individuums in der Entwicklung der westlichen Gesellschaft die aus den Überwachungs- und Kontrollmechanismen resultieren.

Der von ihm geprägte Begriff lehnt sich an “Panopticus” an, den architektonischen Entwurf des perfekten Gefängnisses von Jeremy Bentham, der Überwachung mit geringstmöglichem Personalaufwand ermöglicht. Ein Rundbau mit Fenstern nur in den Innenhof in dessen Mitte ein Wachturm steht. Darauf anspielend kommt den BetrachterInnen der Ausstellung, als Teil der Installation und gleichsam als ÜberwacherInnen, eine zentrale Rolle zu.

Ihre Arbeit wird zu einem lebenden Bild, einem “Tableau vivante unserer Disziplinargesellschaft”, so die Künstlerin, die durch ihre poetischen wie politisch-philosophisch untermauerten Werke national sowie international bekannt geworden ist.

Heidrun Sandbichler
Eine Arbeit zur allgemeinen Theorie der Dressur

06.09.2018 – 27.10.2018
Eröffnung: 06.09.2018 | 20.00
Galerie allerArt
Raiffeisenplatz 1
6700 Bludenz
www.remise-bludenz.at