„Crossing Europe Filmfestival 2019“ / Linz

Inszenierter Alarmismus schafft Gehorsamsbereitschaft: Festivaltrailer von Leni Gruber.

25.04. – 30.04.2019; Linz
Permanent Alert. Das Crossing Europe Filmfestival dechiffriert den Populismus.

Daueralarm erzeugt Obrigkeitshörigkeit. Das Linzer Crossing Europe Filmfestival blickt hinter die Fassaden von künstlich erzeugten Ausnahmezuständen.

Bereit machen für den Ernstfall. Den Anweisungen des Kabinenpersonals ist widerspruchslos Folge zu leisten. Die junge oberösterreichische Filmemacherin Leni Gruber hat den Festivaltrailer für das diesjährige Crossing Europe Filmfestival gestaltet: In „BRACE FOR IMPACT“ zeigt sie Aufnahmen eines Flugsicherheitstrainings in einer Passagiermaschine, bei der eine Notlandung simuliert wird. Eindringliche Kommandos beherrschen die Situation. Die Passagiere, die am Training teilnehmen, lächeln beklommen und gehorchen bereitwillig. Das Kabinenpersonal wird schon wissen, was das Richtige für alle ist. Der Trailer verdichtet in wenigen Sekunden das zentrale Inszenierungselement postdemokratischer Herrschaftsformen: Wir sind permanent von etwas bedroht. Aber die Obrigkeit weißschon, was zu tun ist.

Christine Dollhofer und ihr Team haben für das diesjährige Crossing Europe Festival ein Programm zusammengestellt, das hinter den inszenierten Alarmismus der Populisten blickt. Und im Jahr der EU-Wahl auch bewusst über die Grenzen der Europäischen Union hinaus. In den sechs Festivaltagen zeigt das Crossing Europe Filmfestival mit über 170 aktuellen europäischen Produktionen ein (EU)-Grenzen überschreitendes Programm.

Die Programmreihe SPOTLIGHT präsentiert die Albanische Filmemacherin und Filmkonservatorin Iris Elezi. Unter anderem mit ihrem ersten Langspielfilm „BOTA“. Bota (übersetzt „die Welt“) ist ein Café in einem kleinen, isolierten Dorf am Rande eines Sumpfes in Albanien. Hierher wurden während der kommunistischen Herrschaft drei junge Menschen mit ihren Familien gedrängt. Die Regisseurin setzt die trostlose Landschaft des Sumpfgebietes gekonnt in Szene und zeigt einen Ort, an dem die Vergangenheit noch in die Menschen eindringt.

Lebensträume an einem desolaten Ort: „Bota“ von Iris Elezi.

Eröffnet wird das Festival mit der Weltpremiere des Filmes „ELFIE SEMOTAN, PHOTOGRAPHER“ des österreichischen Regisseurs und Kameramanns Joerg Burger. Eine Hommage an die Grande Dame der österreichischen Fotografie und an die Passion des Fotografierens selbst. Burger begleitet die heute 77-jährige Fotografin für seinen Film mehrere Wochen lang bei ihrer Arbeit in Europa und den USA und macht damit auch deutlich, was es alles zu erkennen gibt, wenn man nur genau hin sieht.

Im „OK – Oberösterreichisches Kulturquartier“ wird aus diesem Anlass auch die Ausstellung STANDING/WAITING von Elfie Semotan gezeigt, für die Semotan VerkäuferInnen aus Linzer Geschäften fotografiert hat.

Das Tribute wird dem spanischen Filmemacher Jaime Rosales gewidmet, der mit seinen Filmen als wichtigste Stimme des spanischen Gegenwartskinos verstanden wird. Seine Kinofilme sind geprägt von scharfer Beobachtungsgabe, seinem Instinkt für soziale Verwerfungen, und dem gekonnten Gespür für Atmosphäre.

Als special der Sektion local artists werden Edith Staubers Werke gezeigt. Eine Zusammenstellung all ihrer kurzen Animationsarbeiten, sowie die Weltpremiere ihres neuesten Films LINZ / STADTPFARRKIRCHE stehen am Programm.

Genau hinsehen ist auch das Motto bei der Festival-Jugendschiene „YAAAS!“, die neben Jugendscreenings auch eine Workshoprally bietet, bei der man in mehreren Etappen seine Fähigkeiten rund um Video- & Filmgestaltung trainieren kann. Denn: Wer genau hinsehen lernt, lässt sich auch von niemandem so leicht blenden.

Crossing Europe Filmfestival
25.04.2019 – 30.04.2019
Various locations
Linz
www.crossingeurope.at