vai – Vorarlberger Architektur Institut – Ausstellung “Ein Generationendialog” Online

(c) AZW, Kinderhaus Kennelbach / Matthias Hein

Das Vorarlberger Architektur Institut blickt in die Zukunft der Vergangenheit. 

Zeit und Raum zum Nachdenken. Das bietet die von Sonja Pisarik kuratierte Ausstellung „Vorarlberg – Ein Generationendialog“. In Vorarlberg ist in den vergangenen fünf Jahrzehnten eine große Dichte an interessanter Architektur entstanden. Einer der Pioniere war Hans Purin, der schon in den 60er Jahren eine Reihe wegweisender Projekte in Vorarlberg realisiert hat. Zum Beispiel die „Reihenhaussiedlung Halde“, die schon damals die notwendige kritische Auseinandersetzung mit dem Bodenverbrauch von Einfamilienhäusern aufnahm und dem auf einem Hanggrundstück am Stadtrand von Bludenz ein raumordnungspolitisch nachhaltiges und architektonisch hochwertiges Konzept entgegensetzte.

Die Ausstellung im Vorarlberger Architektur Institut mit Modellen und Projektdokumentationen aus den Beständen des Az W Architekturzentrum Wien zeigt Highlights von Baukünstlern wie Rudolf Wäger, Gunter Wratzfeld oder der Architektengemeinschaft C4 und stellt sie in Bezug zu Arbeiten einer jüngeren Generation von Vorarlberger Architektinnen und Architekten, wie ARTEC Architekten, bernardo bader architekten, Cukrowicz Nachbauer Architekten oder Helena Weber.

Kern des Ausstellungsprojektes ist eine Reihe von Gesprächen über prägende Bauten zwischen „Alt“ und „Jung“ aus der Vorarlberger Architektenschaft: Generationendialog wörtlich genommen.

Nachdem man die Ausstellung im vai Vorarlberger Architektur Institut in Dornbirn wegen des Corona-Shutdowns vorläufig dem Publikum nicht öffentlich zugänglich machen kann, nutzt man die Zeit bis zur Publikumsöffnung und stellt die voraufgezeichneten ArchitektInnengespräche in ei- ner Online-Kurzfilmserie schrittweise vor. Ergänzt durch virtuelle Ausstellungsrundgänge, die von Sonja Pisarek und vai Leiterin Verena Konrad kommentiert werden.

Verena Konrad sieht in dieser Verlagerung ins Internet nicht nur eine Corona-krisenbedingte-Notmaßnahme: „Es macht Sinn, sich online zu engagieren. Gerade jetzt beobach- ten wir überall einen großen Lernprozess im Bereich der Digitalisierung. Wir haben jetzt die Zeit und die Möglichkeit zu experimentieren, ohne den unmittelbaren Druck, das mit einer perfekten Strategie tun zu müs- sen.“ Was Konrad dabei aber wichtig ist: „Unsere Ausstellung ist vor der Corona Krise entstanden. Wir werden sie daher nicht im Nachhinein umdeuten.“

„Es sind wunderschöne Filme für dieses Ausstellungsprojekt entstanden“, sagt Konrad „und bei den in den Generationendialogen aufgeworfenen Fragestellungen können wir feststellen, dass einige Fragen schon damals so dringlich waren wie heute.“ Als Beispiel nennt Konrad die hohen Wohnkosten in Vorarlberg. Mit diesem Problem hatte man schon in den 80er Jahren zu kämpfen. Nach einer kurzzeitigen Entspannung hat sich dieses Problem in den letzten Jahren wieder verschärft. „Gerade in Zeiten der Kurzarbeit und von erhöhter Arbeitslosigkeit wird das auch ein mittelfristiges Problem bleiben“, befürchtet Konrad. „Es wird soziale Härte- fälle geben. Ich habe den Eindruck, das wird von der Politik im Moment zwar sehr gut er- kannt. Aber es drängt die Zeit.“

Denn je größer der zeitliche Abstand von der akuten Krise werden wird, umso größer wird wohl auch wieder das „social distancing“ der Politik von jenen, die durch die Krise auf der Strecke geblieben sind.

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