23.09. 2022 – 08.01. 2023
Es ist eine der brennendsten Fragen der Gegenwart: Wie können wir noch erkennen was wahr und was fake ist? Von unserer Fähigkeit, Wahrheit von Fake unterscheiden zu können, hängt in letzter Konsequenz auch die Chance auf den Fortbestand der Idee des liberalen demokratischen Rechtsstaates ab.
Das großangelegte von Katrin Bucher Trantow und Sabine Kienzer kuratierte Ausstellungskooperationsprojekt, das das Kunsthaus Graz gemeinsam mit den Creative Industries Styria, dem Graz Museum, KULTUM und der FH-Joanneum für den diesjährigen steirischen herbst durchführt, erforscht diese Fragestellung aus den unterschiedlichsten Perspektiven.
Entlang des brisanten Begriffes „Fake“ geht die Ausstellung im Kunsthaus Graz einer Entwicklung der Schnittstellen zwischen Grafikdesign, Medienbild und Kunst seit 1971 nach. Mit Arbeiten u. a. von Rosemarie Trockel, Gerwald Rockenschaub bis Signe Pierce spiegelt sie dabei sowohl politische Umbrüche als auch technologische Entwicklungen. Faking the Real widmet sich der Frage der Manipulation von Realitäten und zeigt eine Entwicklung vom Plakat im öffentlichen Raum bis zur Intervention in den sozialen Medien. Die Ausstellung ist Teil der großen Sonderschau Kunst der Verführung, die 100 Jahre Grafikdesign und Plakatkunst aus unterschiedlicher Perspektive reflektiert.
Gerade in den letzten Jahrzehnten nutzten sowohl Grafiker*innen als auch Kunstschaffende parallel zueinander Konzepte und Ideen des Verkaufens, Manipulierens und Zelebrierens. Dabei werden sie immer deutlicher voneinander beeinflusst – nicht nur appropriierend, sondern selbstbewusst affirmativ. Neben materiellen sind es insbesondere technologische Innovationen, die nicht nur die Werbegrafik selbst, sondern in ihrem Spiegel auch die Kunst antreiben.
Digitale Layoutprogramme schaffen schier endlose Möglichkeiten für Flächengestaltungen. Aus der Collage kommend, inspirierten erste Bildbearbeitungsprogramme wegweisende Positionen der Kunst wie John Baldessari zu glatten Bildmontagen und beflügelten ab den 1980er-Jahren eine erste Generation digitaler Kunstschaffender wie Peter Kogler zu immer größer werdenden, sich räumlich ausbreitenden Grafiken.
Ganz aktuelle Positionen aus der Kunst wie etwa Christiane Peschek oder auch der im Grazer Kunsthaus mit einer Einzelausstellung vertretenen Hito Steyerl lassen dabei die analogen und digitalen Welten nicht nur interaktiv ineinander übergehen, sondern auch unsichtbar verschmelzen. Die Frage nach dem „Angewandten“ als etwas verdeckt Verführerischem, entfernt und von unsichtbarer Hand Kalkuliertem und Manipulativem stellt sich hier noch einmal ganz neu.
Kunst der Verführung: Faking the Real
23.09. 2022 – 08.01. 2023
Kunsthaus Graz
www.museum-joanneum.at