UNESCO City of Design

Seit diesem Frühjahr ist Graz „UNESCO City of Design“ – neben Metropolen wie Berlin, Kobe oder Montréal. Sie ist damit erst die zehnte Stadt weltweit, die diesen Titel von der UNESCO verliehen bekommen hat.

Wie kommt eine vergleichsweise kleine Stadt wie Graz mit ihren rund 280.000 Einwohnern dazu, sich in eine Reihe mit solchen Megacities zu stellen? Nicht durch Zufall.

Es bedurfte einer ganz besonders günstigen Mischung an Voraussetzungen und Personen, um Graz in eine Reihe mit den wichtigen Designmetropolen dieser Welt treten zu lassen. Schon in den vergangenen Jahrzehnten haben Grazer Architekturschaffende der Baukunst international deutlich wahrgenommene Impulse gegeben. Von einer „Grazer Schule der Architektur“ war die Rede. Seit es durch die Fachhochschule Joanneum auch Hochschulausbildungen in zahlreichen Designbereichen gibt, haben sich die gestalterischen Prozesse in der Grazer Szene immer mehr zu durchmischen begonnen.

Ausgebildete Architekten verstehen sich als Medienarchitekten, Informationsdesigner begreifen ihre Tätigkeit als Informationsarchitektur, etc. Die Grenzen verschwimmen und auf einem experimentierfreudigen Boden entstehen reihenweise Start-Ups im Kreativwirtschaftsbereich. Wer im Mai während des Designmonats durch die einschlägigen Viertel in der Gegend rund um das Grazer Kunsthaus oder den Jakominiplatz schlendert, könnte den Eindruck gewinnen, durchs Tribeca der 70-er oder 80-er Jahre zu flanieren. Nur, dass sich das kreativ-multikulturell-urbane Flair in Graz mit der Atmosphäre einer bemerkenswerten Altstadt mischt.

In der Rückschau war der Weg zum Titel „City of Design“ ein ganz logischer. Doch das haben im Voraus nur wenige erkannt: Der Motor in diesem Prozess war zweifelsfrei Eberhard Schrempf. Der frühere stellvertretende Intendant von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas, heute Geschäftsführer der Fördergesellschaft „Creative Industries Styria“, hat mit der ihm eigenen unbescheiden-fordernden, konsequent-qualitätsversessenen und stur an das Unmachbare glaubenden Art sämtliche politischen Entscheidungsträger für das Thema begeistert und vor sich her getrieben. Aber es ist ihm, wie vielen anderen auch, klar, dass mit der Verleihung des Titels die eigentliche Arbeit erst begonnen hat. Denn jetzt gilt es, das kreative Potenzial auch auf internationales Niveau und damit noch einmal eine Ebene höher zu hieven.

Vor Ort selbst wird es darum gehen, die „Benutzeroberfläche“ der Stadt insgesamt – real und virtuell – dem postulierten Selbstanspruch anzupassen. Dass die Grazer für derartige Veränderungsprozesse infizierbar sind, hat etwa das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2003 gezeigt. Um als „City of Design“ aber auch langfristig in einer internationalen Topliga mitmischen zu können, bedarf es sicher noch zusätzlicher Anstrengungen. Die internationale Vernetzung, die in den vergangenen Jahren auf der „Nachwuchsebene“ von in die Welt ausschwärmenden FH-Absolventen schon deutliche Impulse erhalten hat, gilt es jetzt auch in mit dem Ort identifizierbaren Marken und Persönlichkeiten zu transferieren. Denn eines zeigt sich in allen Sparten des internationalen „Designgeschäftes“ ganz deutlich: Die großen Aufträge gehen dorthin, wo gerade die jeweiligen Stars ihrer Szene wirken. In Zukunft hoffentlich immer öfter auch nach Graz.

INFO

Graz – City of Design
www.graz-cityofdesign.at

Graz Tourist Information
www.graztourismus.at