Elisabeth Marek – “Miniurlaub” für sozial Benachteiligte

Elisabeth Marek, Gründerin und Leiterin von "the creative fillip"

The creative fillip – Kreativwerkstätten für sozial benachteiligte Menschen

Grafikerin Elisabeth Marek bietet Menschen in schwierigen Lebenssituationen in den Kreativwerkstätten „the creative fillip“ einen sicheren Raum zur künstlerischen Entfaltung. Beim Experimentieren mit verschiedenen Werkstoffen und Arbeitstechniken können sie hier ihr künstlerisches Potenzial entdecken und einen „mentalen Kurzurlaub“ von alltäglichen Sorgen machen.

Es gibt viele Barrieren, die Menschen sozial, wirtschaftlich oder kulturell benachteiligen: Sie finden sich im institutionellen Bildungssystem nicht zurecht, sie können sich ihr Leben kaum leisten, sind arbeitslos oder mussten vor Terror, Gewalt und Krieg flüchten. Arbeitslosigkeit, Armut und Flucht sind mehr denn je Probleme globalen Ausmaßes.
Oft haben gerade Menschen in solch schwierigen Lebenssituationen keine „Freizeit“. Es bieten sich ihnen kaum Möglichkeiten, aus ihrem häufig von Problemen bestimmten Alltag auszubrechen. Das Sozialprojekt „the creative fillip“ von Elisabeth Marek hat für dieses Problem einen besonderen Lösungsansatz entwickelt: Es setzt ganz auf die Kraft der Kreativität und schafft eine künstlerische „Auszeit“. So soll Menschen in problematischen Lebenslagen die Chance gegeben werden, ihre Sorgen zumindest für kurze Zeit hinter sich zu lassen. Gleichzeitig können sie in einem geschützten Umfeld ihr kreatives Potenzial kennenlernen, entwickeln und nutzen.

Ein kreativer „Miniurlaub“, um Mut und Selbstvertrauen zu entwickeln

„The creative fillip“ wurde im Jahr 2013 von der Grafikdesignerin Elisabeth Marek gestartet. Da ihr die Arbeit am Computer allein zu wenig war, wollte sie ein Projekt auf die Beine stellen, bei dem sie sich ausprobieren konnte. Ziel war es anderen Menschen zu ermöglichen, sich handwerklich zu entfalten. Gerade Menschen in schwierigen Lebenslagen brauchen solche Räume, um sich frei kreativ entwickeln zu können.
In verschiedenen Kreativwerkstätten und Workshop-Programmen wird Menschen bei „the creative fillip“ die Chance geboten, ganz ohne Verwertungsdruck kreativ zu arbeiten. Die Teilnehmer_innengruppen sind bunt gemischt. Das Angebot richtet sich an Flüchtlinge, Arbeitslose, Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen.
Es entsteht ein geschützter Freiraum, in dem man sich kreativ ausleben und in einem unterstützenden Umfeld experimentieren kann. Die Teilnehmer_innen können so ihren Träumen, Gedanken und Gefühlen künstlerisch Ausdruck verleihen. Gleichzeitig wird eine Brücke zwischen verschiedenen Kulturen und Gruppen geschlagen.
Unterschiedliche Werkstoffe und Arbeitstechniken werden gemeinsam erforscht. Es entsteht ein neues Lernumfeld, in dem die eigenen kreativen Fähigkeiten erkundet und ausgeweitet werden. Man arbeitet gemeinsam mit anderen, lernt sich kennen und erfährt dadurch, wie gute Zusammenarbeit und ein gutes Miteinander funktionieren können.
Die Kreativwerkstätten von „the creative fillip“ sind aber nicht nur Orte des kreativen Ausdrucks, des Lernens und der Begegnung, sondern auch eine Art mentaler „Miniurlaub“. Die Teilnehmer_innen können aus ihrem sonst oft von problematischen Umständen geprägten Alltag kurz aussteigen und einen „freien Kopf“ bekommen.
Zuletzt werden die geschaffenen Werke in Ausstellungen öffentlich präsentiert. Durch diese Vernissagen bekommen die Beteiligten positive Aufmerksamkeit und Anerkennung – etwas, das ihnen sonst oft vorenthalten bleibt.

Material als Ausgangspunkt für eine kreative Reise

Nicht nur die Zusammensetzung der Gruppen ist bunt gemischt, auch die verwendeten Werkstoffe und Techniken sind vielfältig. Jede der „the creative fillip“-Werkstätten beschäftigt sich mit einem Material oder einer bestimmten Arbeitstechnik. Vom gemeinsamen Ausgangspunkt aus kann allerdings jede/r seine/ihre eigene „kreative Reise“ unternehmen. Es gibt keine Vorgaben oder Einschränkungen, wie man mit dem Werkstoff oder der Technik arbeiten soll. Es geht um den Prozess des kreativen Schaffens und gemeinsamen Ausprobierens. Ob man alleine oder im Team an einem Stück oder einer ganzen Werkreihe arbeitet, liegt ganz beim einzelnen kreativen Kopf. Im Austausch in der Gruppe entstehen eigenständige Projekte, die meist ganz persönliche Themen bearbeiten.
Im Workshop „Papeterie“ arbeitete beispielsweise eine Gruppe junger Menschen aus dem Flüchtlingsprojekt Ute Bock eine Woche lang mit Farben und Papier. Nach der oft monatelangen Flucht Richtung Europa bot sich für viele erstmals die Gelegenheit, ihren Erfahrungen künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Beim Erproben ihrer Fertigkeiten und dem Experimentieren mit den Materialien entstanden eigenständige Arbeiten, die auch in einer Vernissage gezeigt wurden. Im Projekt „León – Telica“ gastierte „the creative fillip“ wiederum drei Monate lang in den beiden gleichnamigen Städten in Nicaragua. Für rund 80 junge Menschen, deren Alltag sonst von Kriminalität, Drogen und Gewalt geprägt ist, wurde ein Rückzugsort und Entdeckungsraum geschaffen. In täglichen Workshops lernten sie verschiedene Kreativtechniken kennen und beschäftigten sich mit Materialien wie Holz, Karton, Muscheln, Samen oder Plastikflaschen. In „Bock ’n’ Roll“ entwarfen und zimmerten acht Asylsuchende in einer zwei Wochen dauernden Kreativwerkstatt Skateboards. Auf der Basis des Grundbaukastens „ein Brett, zwei Achsen, vier Rollen“ entwickelten die Teilnehmer_innen ganz eigene Formen und bauten Einzelstücke. So lernten sie Grundkenntnisse in der Bearbeitung von Holz kennen, konnten bei den Entwürfen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und lernten gleichzeitig informell den Umgang mit einer heterogenen Gruppe.
Seit März 2016 ist „the creative fillip“ als Verein organisiert. Als Non-Profit-Organisation finanziert sich „the creative fillip“ ausschließlich über Spenden und den Verkauf, der in den Werkstätten gefertigten Objekte.
Durch Kooperationen mit bestehenden Organisationen aus dem Sozialbereich werden Interessierte gefunden und auf die Kreativwerkstätten aufmerksam gemacht. All das organisiert und leitet Elisabeth Marek gemeinsam mit einem Team von ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen.

Elisabeth Marek
Gründerin & Leiterin
the creative fillip
Kreativwerkstätten
www.creative-fillip.com