Michaelias über die Mensch-Maschinen-Beziehung

Micha Elias Pichlkastner (Michaelias)

Michaelias – Medienkunst und die Mensch-Maschinen-Beziehung

Die audiovisuelle Kunst von Michaelias bedient sich der Neuen Medien, um auf die „Verstümmelung“ unserer Kommunikation und den Verlust der Bedeutung des Körpers für die Kommunikation aufmerksam zu machen.

Kommunikation ist im Internetzeitalter längst nicht mehr an den Körper gebunden. Smartphones, Laptops und Tablets ermöglichen es uns, unabhängig von räumlichen, zeitlichen und sozialen Kontexten mit anderen Menschen zu kommunizieren. Während sich die zwischenmenschliche Kommunikation immer mehr in den virtuellen Raum verlagert, verkümmert die Face-to-Face-Kommunikation zunehmend. Das persönliche Gespräch und die damit verbundene körperliche Gestik wird im Alltag immer mehr zurückgedrängt und verlagert sich auf die virtuelle Ebene: Mails, Videotelefonie, Chats und diverse Soziale Medien ersetzen den direkten Austausch.
Wir verlieren zunehmend den Bezug zum Körper. Sprache wird nicht mehr auf den Körper, der sie produziert zurückgeführt, sondern auf elektrische Signale reduziert. Diesem Verlust des Körpers und der Reduktion der körperlichen Kommunikation bzw. der Lenkung der Kommunikation durch Medien widmen sich die künstlerischen Arbeiten des Wiener Film- und Medienkünstlers Michaelias, bürgerlicher Name Micha Elias Pichlkastner.
Sein Interesse für den Film brachte Michaelias dazu, in Salzburg ein MultimediaArt-Studium zu absolvieren, mit dem Ziel in der Filmbranche Fuß zu fassen. Während des Studiums schwenkte sein Interesse zunehmend auf die Neuen Medien um. Ihn reizte der Gedanke, andere Welten zu erschaffen, die die 2-Dimensionalität des Mediums Film sprengen. Nach  seiner Zeit an der Hochschule zog es den Medienkünstler nach Toronto. Während dieses längeren Auslandsaufenthalts arbeitete er für den kanadischen Fotografen und Regisseur Ryan Enn Hugs, dabei entstanden unter anderem Musikvideos für die kanadische Indie-Band OBGMs.

Der Körper verliert im Web 2.0 zunehmend an Bedeutung

Neben seinen Medienkunstprojekten arbeitet der inzwischen in Wien ansässige Künstler weiterhin im Visual-Effect-Bereich der Filmpostproduktion. Für das Experimentalfilmprojekt „Los Feliz“ des österreichischen Künstlers und Filmemachers Edgar Honetschläger hat Michaelias die Visual Effects und Animationen beigesteuert.
Michaelias ist auch immer wieder auf Festivals anzutreffen. Ein Fixpunkt in seinem Terminkalender ist das Schmiede Festival in Hallein, bei dem jedes Jahr die führenden Köpfe der Medien- und Computerkunst zum Ideenaustausch und zur Vorstellung neuer Projekte zusammenkommen. Erstmals mit dabei war Michaelias 2011 mit der Installation „Black Box“, bei der er sich bereits mit dem Thema Maschinen, Technologie und ihre Auswirkungen auf die Kommunikation auseinandersetzte. Beim zehnten sound:frame Festival Anfang 2016 war Michaelias wiederum einer der Speaker im departure Creators Lab zum Thema „How to collaborate“.

Wie virtuelle Kommunikation unsere Wahrnehmung beeinflusst

Eine kritische Auseinandersetzung mit Technologien und Medien verfolgt Michaelias auch in seiner aktuellsten audiovisuellen Installation: „Replica“. Darin beschäftigt er sich mit dem Verlust von Information durch die mediale Vermittlung und der damit einhergehenden
Veränderung von Wahrnehmung. Ausgehend von seinen Erfahrungen während einer Fernbeziehung, in der die Kommunikation monatelang ausschließlich über Skype stattfand, stellte er sich die Frage nach der Reduktion der menschlichen Interaktion durch die Zwischenschaltung eines Mediums. Der zwischenmenschliche Austausch erfolgt nur mehr virtuell und der Laptop selbst wird zum „Platzhalter“ für den Partner oder die Partnerin. Durch die Abmessung des Bildschirms wird der Körper des Gegenübers in seiner Erscheinung formal begrenzt und reduziert. Darum geht es in der gegenwärtigen Verlagerung von physischer hin zu virtueller Interaktion zunehmend, nämlich um den Kampf um die Bedeutung des Körpers. Der Körper tritt hinter die virtuelle Erscheinung zurück, verbunden mit einem Orientierungsverlust und dem Verlust von taktilen Austauschmöglichkeiten.
Die Reduzierung des Körpers durch die Begrenzung des Bildschirms spiegelt auch der Aufbau bei „Replica“ wider. Den Hauptteil dieser Arbeit bildet eine große Leinwand, die groß genug ist einen realen Körper und dessen Bewegung zu verdecken. Der Körper wird durch die reduzierte Zweidimensionalität und durch eine zweite Leinwand zusätzlich unterstützt und überzeichnet.
Die Installation wurde 2015 mit dem Landespreis für elektronische Musik Salzburg in der Kategorie „Interdisziplinäres Projekt“ ausgezeichnet. Außerdem wurde „Replica“ für den Content Award 2016 in der Kategorie „Sound & Vision“ nominiert. Den Sound dazu lieferte Arno Deutschbauer, den Michaelias noch von seiner Studienzeit kennt und mit dem er immer wieder an neuen Projekten arbeitet. Derzeit tüfteln sie an einem Toolkit, das eine  audiovisuelle Performance ermöglichen soll, die auf ihrer Interaktion beruht.

Micha Elias Pichlkastner
Künstler und Filmschaffender
Postproduktion,(Motion-)Design& Compositing, Medienkunst
(audiovisuelle Performances und Installationen)
www.michaelias.com