2018; Österreich/Albanien. Der Westbalkan klopft an: Kulturjahr Österreich – Albanien.
Albanien ist nur wenige Autostunden von der österreichischen Grenze entfernt. Trotzdem sind die beiden Länder einander weitgehend fremd. Nach Jahrzehnten der Abschottung unter Diktator Enver Hoxha und der geografischen Isolation während der Jugoslawien-Zerfallskriege, gilt es kulturelle Verbindungen wieder neu aufzubauen und Gemeinsamkeiten, wie Unterschiede neu zu entdecken.
Die Länder des Westbalkanraumes streben in die Europäische Union, befinden sich zurzeit aber in einer Art „Warteraum“, dessen Türen sich erst langsam zu öffnen beginnen. Das gilt auch für Albanien. In diesem Prozess kommt Österreich eine verbindende Schlüsselrolle zwischen der EU und den Beitrittwerberländern in diesem Gebiet zu. Dabei folgt man einem Gedanken von Jean Monnet.
Der Architekt des europäischen Einigungsprozesses hat auf die Frage, welche Lehren er aus der Gründung der Europäischen Gemeinschaft gezogen hat, einmal gemeint: „Wenn ich es nochmals zu tun hätte, ich würde bei der Kultur beginnen.“
Welche Bedeutung kulturelle Verbindungen vor allem in Zeiten der Isolation haben, unterstreicht auch Roland Bimo: „Für viele Albaner in den dunkelsten Zeiten der kommunistischen Diktatur war Kultur ein – wenn auch noch so kleines – Fenster zur Welt und geistiger Boden zum Überleben.“ Der Historiker und IT-Ingenieur ist heute albanischer Botschafter in Wien und war auf albanischer Seite eine der treibenden Kräfte für das Kulturjahr Österreich – Albanien. Das Kulturjahr wurde von der Auslandskulturabteilung des österreichischen Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres initiiert und ermöglicht.
Im Bereich der Geisteswissenschaften wurden bereits kurz nach Ende der militärischen Konflikte auf dem Westbalkan neue Kontakte für eine neue Zusammenarbeit zwischen Österreich und Albanien aufgenommen. So hat etwa die Universität Graz vor mehr als einem Jahrzehnt an der Universität Shkodra ein Germanistik-Institut gegründet und auch am Aufbau eines Anglistik-Instituts mitgewirkt.
Auf solchen durch Kontinuität der Zusammenarbeit gewachsenen Vertrauensgrundlagen lässt sich ein Kulturdialog aufbauen, der auch sensible Themen wie Medienfreiheit oder Menschenrechtsfragen nicht ausblenden muss: Beim diesjährigen South East Europe Media Forum in Tirana werden im Rahmen des Kulturjahres beispielsweise die Ergebnisse des „Guidelines-Projektes“ präsentiert werden, bei dem österreichische Journalisten in Zusammenarbeit mit der albanischen NGO Qendra Media Aktive, journalistische Standards ausarbeiteten. Das Human Rights Film Festival Albania wird in Kooperation mit österreichischen Filmemacherinnen einen gemeinsam gestalteten Themenschwerpunkt präsentieren.
In der Medien-Ausstellung „9 is 1 and 10 is none“ in Tirana beschäftigt sich die Künstlerin Veronika Eberhard mit der Fragen nach den soziopolitischen Veränderungen und ökonomischen Zwängen für die Rolle der Frau vor dem Hintergrund der Ausbreitung des Kapitalismus.
Kulturjahr Österreich-Albanien 2018
Various locations
Das Kulturjahr Österreich – Albanien umfasst in beiden Ländern mehrere Dutzend Programmprojekte aus allen Kulturgenres.
Mehr Information zum Programm unter: www.bmeia.gv.at
Link zum Programmfolder: Kulturjahr Österreich-Albanien