Der Wortwasserfall: Klaus Kastberger

Klaus Kastberger

Klaus Kastberger funktioniert autoinduktiv. Eine kurze Einleitungsfrage und er könnte locker den Rest des Interviews allein bestreiten. Der neue Leiter des Grazer Literaturhauses ist kaum zu bremsen. Nicht nur beim Reden.

Raus aus der Komfortzone des literaturwissenschaftlichen Elfenbeinturms und des konventionellen Literaturbetriebes. Das scheint das Motto von Klaus Kastberger zu sein. In seiner in der Österreichischen Literaturlandschaft wohl einzigartigen Doppelfunktion als Leiter des Franz-Nabl-Institutes für Literaturforschung an der Uni Graz, die in Personalunion auch gleichzeitig mit der Leitung des Grazer Literaturhauses verknüpft ist, hat er dafür genügend Spielmaterial zur Hand.

Als Nachfolger des meist nobel-zurückhaltend agierenden Gerhard Melzer, dessen hervorragender Netzwerkarbeit er letztlich auch diese einzigartige Konstruktion eines weitgehend von Lehrverpflichtungen entbundenen universitären Literaturforschungsinstituts in Kombination mit einem räumlich und budgetär gut ausgestatteten Literaturhausbetrieb zu verdanken hat, wirkt der hemdsärmelige Kastberger als ziemliches Kontrastprogramm.

Für seine lustvoll-streitbaren Auftritte – beispielsweise als Juror beim Bachmannpreis – wurde ihm von Journalistenkollegen daher auch schon das Prädikat „Literaturrambo“ verliehen. Kastberger hat keine Probleme mit solchen Zuschreibungen. Im Gegenteil: „Literaturrambo habe ich in dem betulichen Rahmen, in dem sich der Bachmannpreis abspielt, fast als Auszeichnung erlebt“, meint Kastberger.

„Literaturrambo ist eine Auszeichnung.“

Betulichkeit, als Antithese für das, was er in Zukunft im Grazer Literaturhaus vorhat, ist ein Stichwort, das im Laufe des Gespräches öfter fällt. „In Literaturhäusern habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass man mit Autoren wie mit einem rohen Ei umgegangen ist.“

Kastberger will mit seiner Arbeit in Graz die konventionellen Literaturveranstaltungsformen nach dem Formatschema „Einleitende Worte – Lesung – zwei Alibifragen“ so gut es geht aufbrechen und nicht zuletzt auch seine Studenten zu mitwirkenden Programmgestaltern machen. Ein von seinen Studenten gestalteter Debatierabend mit Valerie Fritsch, bei dem Studierende und Autorin als Gleichaltrige auf Augenhöhe engagiert darauf los debattiert haben, ist für ihn so ein Beispiel.

Im Park des Literaturhauses steht noch eine Brunneninstallation aus Melzers Zeit: „Wortwasserfall“ heißt das von Alexander Kada und Stefan Schwar für das Kulturhauptstadtjahr 2003 gestaltete Kunstobjekt, das einen Text von Gerd Jonke zur Grundlage hat und durch die Jahre schon etwas verwahrlost wirkt. Auf die Frage, welche spontane Assoziation ihm zur Schlagwortkombination „Kastberger & Wortwasserfall“ einfällt, meint Kastberger, „das ist geerbt“* und lacht.

*Anmerkung des Autors: Kastbergers Antwort war natürlich auf ihn selbst bezogen. Nicht auf den „Wortwasserfall“. Selbstredend.

 

Literaturhaus Graz
www.literaturhaus-graz.at