Der Universalkünstler und die Universalistin – Herbert und Joella Bayer / Lentos Kunstmuseum, Linz

Herbert and Joella Bayer in the studio in Red Mountain, Aspen, 1970s, Archive Lentos Kunstmuseum Linz / © Lentos Kunstmuseum Linz
Herbert and Joella Bayer in the studio in Red Mountain, Aspen, 1970s, Archive Lentos Kunstmuseum Linz / © Lentos Kunstmuseum Linz

30.09.2022 – 08.01.2023

Man Ray hat sie portaitiert. Salvador Dali hat ihr Portrait zu einer Skulptur verarbeitet und das MOMA in New York hat ein leeres Briefpapier auf dem bloß ihr Name steht, für seine Sammlung angekauft. Joella Bayer war mehr als „nur“ die Managerin ihres Ehemannes und Universalkünstlers Herbert Bayer. Das Lentos Kunstmuseum, das mit seinem Bayer-Archiv über einen der umfassendsten Sammlungsbestände von Herbert Bayer verfügt, widmet dem Künstlerehepaar eine großangelegte Ausstellung.

Herbert Bayers künstlerische Laufbahn begann in Linz. Der Universalkünstler ist heute vor allem für seine grafischen Arbeiten bekannt. Der Einfluss, den er und seine zweite Frau Joella Bayer auf die Kunstwelt ihrer Zeit ausgeübt haben, reicht aber weit darüber hinaus.

Unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg hat er im Atelier des Linzer Architekten Georg Schmidthammer gearbeitet. Danach ging er ans Bauhaus in Weimar und Dessau um dort unter anderem bei Wassily Kandinsky zu studieren. Gemeinsam mit Walter Gropius und László Moholy-Nagy zeichnete er für Gestaltung der heute noch vielbeachteten Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1930 in Paris verantwortlich. Als Grafiker, Typodesigner, Ausstellungsgestalter, bildender Künstler gelang es Herbert Bayer erfolgreich, sich als Universalkünstler zu etablieren. Er arbeitete nach dem Leitbild des Bauhauses teamorientiert und spartenübergreifend in allen künstlerischen Disziplinen. Seine designtheoretischen Arbeiten waren seiner Zeit zum Teil um Jahrzehnte voraus. Während seiner Zeit am Bauhaus führte er die Normung aller Drucksachen nach DIN Norm ein und setzte auch die Kleinschreibung in der Typografie durch. Bayers klare, farbkräftige und großflächige Entwürfe wurden schon in den 30er Jahren von Industriekonzernen oder in der Tourismuswerbung geschätzt.

Herbert Bayer hat nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland 1933 auch an Ausstellungen im Auftrag der Nazis mitgewirkt. Für die Ausstellung „Die Kamera – Ausstellung für Fotografie, Druck und Reproduktion“, die unter der Schirmherrschaft von Joseph Goebbels abgehalten wurde, hat Bayer beispielsweise den Ausstellungskatalog gestaltet. Weitere Arbeiten etwa für die Ausstellung „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“ oder eine Ausstellung anlässlich der Sommerolympiade in Deutschland 1936 folgten. Trotzdem wurden im Rahmen der NS-Kunstsäuberungsaktionen 1937 Werke Herbert Bayers als von den Nazis sogenannte „Entartete Kunst“ beschlagnahmt. Das war wohl auch einer der Hauptauslöser dafür, dass Bayer wenig später in die USA emigrierte. Dort konnte er als Architekt und Gestalter von Großplastiken Fuß fassen und gestaltete unter anderem gemeinsam mit seinem früheren Lehrer Walter Gropius und dessen Frau Ise für das Museum of Modern Art in New York die Ausstellung „Bauhaus 1919-1928“.

Herbert Bayers Erfolg in seiner „zweiten Karriere“ in den USA wäre ohne seine zweite Frau Joella Bayer, die Tochter des in New York bestens vernetzten Galeristen Julien Levy und der Künstlerin Mina Loy, wohl nicht denkbar gewesen. Joella Bayer ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass die Arbeit Herbert Bayers bis in die Gegenwart wirkt. Sie hat sich nach dem Tod Herbert Bayers 1985 auch mit großer Sorgfalt um seinen Nachlass gekümmert, von dem sich heute ein wesentlicher Teil in der Sammlung des Lentos befindet. Am nachhaltigsten war der Einfluss von Herbert Bayer wohl auf die Grafik und Typografie. Nicht nur seiner Zeit. Zig Millionen PC-Nutzer weltweit arbeiten heute noch – meist ohne es zu wissen – mit seinen Designs: Der Schriftfont „universal“ geht auf einen Entwurf Herbert Bayers zurück und ist wohl auf Millionen Computern weltweit installiert.

Herbert & Joella Bayer – Gemeinsam für die Kunst
30.09.2022 – 08.01.2023
Lentos Kunstmuseum Linz
www.lentos.at